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Kulturtechnik Kartei – Analoge Massendatenspeicher in der Digital History
In den 1920er und 1930er Jahren hielten Karteien Einzug in nahezu alle deutschen Verwaltungen. Als Teil der sog. Büroreform setzten sie sich schnell durch und lösten die zuvor verwendeten Register ab. In Karteien wurden personenbezogene Informationen massenhaft erfasst und als Daten dynamisch nutzbar gemacht. Mithilfe dieser Innovation konnte der Staat umfassendes Wissen über seine Einwohner generieren, es standardisiert organisieren und effizient darauf zugreifen. Das Zeitalter der Datafizierung hatte begonnen und Wissensproduktion wurde zu einer zentralen Machttechnik. Erstmals entstand Big Data und startete den ersten Informationsboom. Die Kartei war dafür die Technologie der Wahl, etablierte Logiken der Datenverarbeitung, ließ eine neuartige Kultur des Wissens entstehen und schuf darüber die Grundlagen unserer heutigen Informationsgesellschaft.
Zahllose Karteien liegen in den deutschen Archiven und zeugen von den historischen Prozessen, zu deren Bewältigung sie geschaffen wurden. Dank der gegenwärtigen Digitalisierung können sie endlich digital rekonstruiert, umfassend ausgewertet und Teil historischer Analysen werden.
Zu diesem Zweck werden in der Abteilung Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung der Universität Osnabrück Karteien eingehend reflektiert und darauf aufbauend digitale Methoden und Arbeitsabläufe entwickelt, die die wissenschaftlichen Möglichkeiten ausschöpfen. Seit kurzem finden diese in zwei Pionierprojekten Anwendung, die jeweils einen Karteibestand beforschen und darüber die Erkenntnispotentiale einer reflektierten Data Driven History demonstrieren.
Aktuelle Forschungsprojekte: